30 Mrz Berufstätig und ehrenamtlich engagiert
Derzeit fördern viele Daimler-Beschäftigte ehrenamtlich Kinder über die Initiative KinderHelden. Dazu gehört auch die berufstätige Anna Katharina Leiber. Sie erzählt uns, wie sie eine KinderHeldin wurde und wie es auch in Corona-Zeiten möglich ist, digital eine Freundschaft zu einem Grundschulkind aufzubauen.
Wie sind Sie zu KinderHelden gekommen?
Anna Katharina Leiber: Ich habe im Daimler Social Intranet einen Beitrag eines Kollegen, der sich ebenfalls bei KinderHelden engagiert, mit großer Begeisterung gelesen. Ich war zu der Zeit auf der Suche nach einer ehrenamtlichen Tätigkeit und wollte sehr gerne etwas mit Tieren oder Kindern machen. Und da passte das Engagement bei KinderHelden natürlich wie die Faust aufs Auge. Ich habe mich daraufhin mit den Verantwortlichen dort in Verbindung gesetzt. Als dann pandemiebedingt Kurzarbeit anstand, bin ich als Mentorin bei KinderHelden eingestiegen und lernte im April 2020 Omar kennen.
Nachdem Sie sich bei KinderHelden gemeldet haben, wie ging es dann weiter?
Anna Katharina Leiber: Zuerst fand ein Vorab-Interview statt, um in Erfahrung zu bringen, wer ich bin, was ich so mache und was ich für einen Hintergrund habe. Ich musste einen offiziellen Bewerbungsbogen ausfüllen. Im Anschluss hat KinderHelden geschaut, welches Patenkind am besten zu mir passen könnte. Dann fand ein erstes Kennenlernen statt. Bei mir war es pandemiebedingt ein digitales Treffen mit KinderHelden und meinem Patenkind Omar. Dabei haben wir uns langsam kennengelernt und einander erste Fragen gestellt.
Danach startete die Patenschaft für mich mit zwei Workshops, bei denen ich mich mit anderen Mentoren austauschen konnte. Das war extrem wertvoll. Ich erfuhr, wie ich in einzelnen Situationen reagieren kann und was für Übungen dabei hilfreich sind. KinderHelden stellte mir zudem Materialien zur Verfügung. Aus dem Fundus kann ich immer wieder auf Ideen und Spiele für die Treffen mit Omar zugreifen. Toll ist auch, dass während der gesamten Tandemzeit KinderHelden mit Tipps und Tricks beratend zur Seite steht.
Wie läuft der Austausch zwischen Ihnen und Ihrem Patenkind?
Anna Katharina Leiber: Bei uns läuft es sehr gut. Omar ist acht Jahre, kommt ursprünglich mit seiner Familie aus Ägypten und lebt seit vier Jahren in Deutschland. Er geht in die dritte Klasse, hat eine kleine Schwester und ist ein sehr kluges, aufgewecktes Kind. Omar bringt unheimlich viel Spaß in die ganze Sache mit rein. Er ist für jemand in seinem Alter und mit seiner Geschichte schon sehr weit, bringt viel Wissen mit und ist in Mathe extrem stark. Schwächen hat er allerdings beim Lesen und Schreiben. Und da setzt meine Unterstützung und Begleitung an. Wir lesen viel und setzen uns spielerisch mit den Herausforderungen auseinander, die pandemiebedingt bei Omar anfallen. Es fehlt ihm oftmals einfach ein Freund, mit dem er auch albern sein, basteln oder Sport machen kann. Bei unseren Treffen gibt es immer einen schulischen Teil mit Hausaufgaben, Lernen und Verbessern. Wir machen aber auch viele andere Dinge: Origami-Basteln, Koordinations-Übungen, Geschichten ausdenken und mit Omars Kuscheltieren nacherzählen.
Und das läuft aufgrund der derzeitigen Corona-Beschränkungen alles digital?
Anna Katharina Leiber: Omar hat inzwischen unter seinem Hochbett eine professionelle Apparatur aufgebaut, auf der das Handy steht, sodass ich ihn in seinem Zimmer gut sehen kann. Er holt oft seine Kuscheltiere vor die Kamera und erfindet dann Geschichten, in die er auch mich einbindet. Ich habe von früher noch zwei Kuscheltiere bei mir zu Hause, die kommen dann auch zum Einsatz. Solche Übungen regen die Phantasie an, helfen ihm beim Formulieren von Aufsätzen und machen uns sehr viel Spaß.
Merken Sie einen Fortschritt bei Omar im Lesen und Schreiben?
Anna Katharina Leiber: Auf jeden Fall. Wenn wir zusammenarbeiten und ich ihn vorlesen lasse, merke ich, dass sich da schon einiges getan hat, seitdem wir uns kennen. Das bemerken auch seine Lehrerinnen und Lehrer. Es wurde von der Schule schon zurückgespiegelt, dass er sich deutlich verbessert hat. Und seine Eltern haben sich extrem darüber gefreut.
Was wäre ohne Corona anders?
Anna Katharina Leiber: Das Kennenlernen hätte anders stattgefunden. Normalerweise trifft man sich zu Beginn persönlich in der Schule und die nächsten gemeinsamen Treffen finden im öffentlichen Raum statt. Aber das Spielerische, was uns von Anfang an begleitet, hätte es unter Umständen an der Schule so nicht gegeben. Natürlich hätten wir andere Möglichkeiten gehabt. Aber Omar und ich haben auch schon darüber gesprochen, dass wir uns, wenn es wieder möglich ist, persönlich treffen und auf den Spielplatz, in den Zoo oder ins Mercedes-Benz Museum gehen. Da wir inzwischen sehr kreativ und vertrauensvoll unterwegs sind, haben wir aber auch so eine richtig gute Zeit miteinander.
Wie halten Sie Kontakt?
Anna Katharina Leiber: Wir sehen uns einmal die Woche per Videokonferenz. Unter der Woche schreibe ich auch mal seinem Vater, wenn es um organisatorische Dinge geht und beispielsweise ein Termin verschoben werden muss. Zu Geburtstagen oder Weihnachten schreiben wir uns auch mal gegenseitig eine Karte. Einmal musste ich ein Treffen absagen, weil ich krank war. Und da hatte ich am nächsten Tag von Omar eine selbstgeschriebene Karte im Briefkasten mit „Gute Besserung und ich hoffe, du bist bald wieder fit“. Das war eine wunderbare und rührende Überraschung für mich. Wir finden über die Videotelefonate hinaus also auf jeden Fall Mittel und Wege, den Kontakt zu halten.
Stehen die Eltern von Omar hinter Ihrer Unterstützung?
Anna Katharina Leiber: Zu 100 Prozent. Ich erhalte oft ungeahnt sehr viel Wertschätzung. Ich habe schon ein paar Mal Nachrichten von seinen Eltern bekommen, unabhängig von unseren Treffen, in denen sie sich bedankt und gesagt haben, wie wichtig sie meine Unterstützung finden.
Was lernen Sie von Omar?
Anna Katharina Leiber: Ich bekomme Einblicke in eine andere Kultur. Das ist total spannend. Und ich lerne neue Dinge und kann mein Wissen auffrischen. Wenn es beispielsweise um Feiertage wie Ramadan geht oder ich arabische Worte von Omar lerne. Dabei tauche ich immer mal wieder kurz in eine andere Kultur ein. Oder Omar erzählt mir, wie früher sein Leben war und wer von seiner Familie noch in Ägypten ist. Das ist für mich ein Einblick in eine andere Welt. Ich habe dadurch extrem zu schätzen gelernt, was ich in meinem Leben habe, was ich früher als selbstverständlich empfand. Oft beschweren wir uns auf hohem Niveau über Dinge, die eigentlich nicht wichtig sind. Wir sind gesund, haben ein Dach über dem Kopf, haben Freunde und Familie, denen es gut geht. Wir haben einen sicheren Arbeitsplatz. All das ist für uns oftmals völlig selbstverständlich. Aber durch die Erzählungen von Omar merke ich, dass das nicht überall der Fall ist. Durch unvorhergesehene Schicksalsschläge, Krieg oder Krankheit kann es vorkommen, dass man all das im Leben eben nicht hat.
Warum würden Sie ein Engagement bei KinderHelden weiterempfehlen?
Anna Katharina Leiber: Weil man einem kleinen Menschen etwas enorm Gutes tun kann und gleichzeitig seinem Leben einen Mehrwert gibt. Die Arbeit mit Omar bereichert meinen Alltag enorm. Wir verbringen eine tolle Zeit miteinander und ich lerne, Dinge wieder mit Kinderaugen zu sehen.
Dankeschön!